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Zurück zu Aktuelles >Corona-Krise: Worauf Sie jetzt achten sollten


Die Landwirtschaft kann nach der Einstufung als vitaler Schlüsselsektor weitgehend ohne dramatische behördliche Einschränkungen weiterarbeiten. Nichtsdestotrotz wirkt sich die Corona-Krise auf die Betriebsführung auf. Wir weisen auf einige Punkte hin, die jeder Milcherzeugerbetrieb im Auge behalten sollte.

Kraftfutter und Nebenprodukte

  • Weltweit herrscht kein Mangel an den meisten Futtermittelgrundstoffen. Daraus darf man aber nicht automatisch schließen, dass sie auch automatisch sofort und überall und jederzeit verfügbar sind. Informieren Sie sich deshalb über die Lieferfristen und geben Sie ihre Bestellung frühzeitig auf.
  • Aufgrund der Schließung von Produktionsstätten in der Agroindustrie können gewisse Nebenprodukte knapp werden. Beispielsweise sind die Bioethanolfabriken und die Brauereien derzeit offensichtlich dabei, ihre Produktion zurückzufahren. Dies kann Auswirkungen auf die Verfügbarkeit verschiedener Nebenprodukte (z.B. Protigold, Biertreber, …) haben.
  • Berücksichtigen Sie, dass es zu Preiserhöhungen kommen kann. So ist Soja derzeit 25% teurer als vor der Krise.

Kälber und Reformkühe

  • Wie verlautet, verlaufen der Handel und das Einsammeln von Kälbern in manchen Regionen sehr schleppend, teils aufgrund der Absatzprobleme der Kälbermäster, teils weil Händler und Transporteure das Risiko von Kontakten auf ein Minimum beschränken wollen.
  • Wir stellen fest, dass die Preise für Reformkühe einbrechen; der Handel und der Transport gestalten sich oftmals manchmal schwierig. Die Schließung von Großküchen in Schulen und Industriebetrieben wirkt sich auf den Konsum von (Rind-)Fleisch aus. Auch der Export gestaltet sich derzeit schwierig. Darüber hinaus fallen in den Schlachthöfen und Zerlegungsbetrieben immer wieder Mitarbeiter aus. Viele Betriebe arbeiten deshalb mit reduzierter Kapazität und manche haben ihre Tätigkeit sogar vorübergehend ganz eingestellt.

Milch

  • Die Nachfrage nach frischen Milchprodukten (inkl. Konsummilch) ist angezogen. Auf der anderen Seite werden Milchpulver und Mozzarella schwächer nachgefragt. Die eine oder andere Molkerei schichtet deshalb ihre Produktpalette um.
  • Es zirkulieren diverse Prognosen über die mittelfristige Entwicklung des Milchpreises. Dem Steht entgegen, dass manche Molkereien für April einen stabilen Auszahlungspreis angekündigt haben. Je nach Portfolio-Zusammensetzung und Absatzkanälen können die Preise der einzelnen Molkereien unter Umständen stark voneinander abweichen. Fest steht, dass Milchindustrie und Milcherzeuger die Auswirkungen dieser Krise in den kommenden Monaten zu spüren bekommen werden. Mittelfristig muss man sich deshalb auf sinkende Milchpreise einstellen. Einzelbetrieblich muss der Gestehungspreis des letzten Liters Milch gegen den Milchpreis aufgewogen werden.

Liquidität

  • In dem einen oder anderen Produktionszweig drohen manche Betriebe wirtschaftlich und finanziell schwer unter Druck zu geraten. Die Ursachen für Liquiditätsengpässe können vielfältig sein: sinkende Erlöse, steigende Kosten oder beides. Die Situation präsentiert sich für jedes Unternehmen anders. Es ist deshalb wichtig, dass Sie Ihre persönliche Situation kennen. Nur so können Sie die Konsequenzen für Ihren Betrieb einschätzen. Einen ersten Anhaltspunkt bietet der letztjährige Cashflow. Darüber hinaus ist man gut damit beraten, sich einen Überblick über die Kreditbelastung, die Laufzeiten und die Zahlungsfristen zu verschaffen. Wenn sich Engpässe abzeichnen, stellen Sie sich der Situation und ziehen Sie Ihren Berater zu Rate.
  • Die Föderalregierung, die Nationalbank und der Finanzsektor haben gemeinsam Maßnahmen vereinbart. Ziel ist es, zu verhindern, dass gesunde Unternehmen, Selbstständige und Familien (d.h. die vorab keine finanziellen Schwierigkeiten hatten) aufgrund der Corona-Krise in Existenznöte geraten. Demnach verpflichtet sich der Finanzsektor, lebensfähige Unternehmen und Selbstständige sowie Hypothekenschuldner, die aufgrund der Corona-Krise von Zahlungsschwierigkeiten bedroht sind, bei Bedarf einen kostenlosen Zahlungsaufschub bis zum 30. September 2020 zu gewähren. Darüber hinaus übernimmt die Föderalregierung die Garantie für alle neuen Kredite und Kreditlinien mit einer maximalen Laufzeit von 12 Monaten, die die Banken an lebensfähige Unternehmen und Selbstständige vergeben.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass manche Ersatzteile und gewisses Material möglicherweise vorübergehend nicht verfügbar sind.