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Zurück zu Aktuelles >Veviba-Skandal: Bauernbund formuliert erste Vorschläge


Der umfangreiche Nahrungsmittelskandal und die betrügerischen Machenschaften des fleischverarbeitenden Betriebs Veviba in Bastogne erschüttern das Vertrauen der Verbraucher in belgisches Rindfleisch. Die Rindviehhalter, die ohnehin bereits seit Jahren in einer tiefen Krise stecken, sind empört darüber, dass immer wieder betrügerische Machenschaften und reine Geldgier ihren Beruf in Verruf bringen und ihre Existenz und die des gesamten belgischen Rindfleischsektors in Gefahr bringen.

Die Rinderviehhalter üben ihren Beruf mit Engagement und Leidenschaft aus. Sie sorgen sich um das Wohlergehen ihrer Tiere und sie leisten die größten Anstrengungen, um jederzeit die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten und die Umweltauswirkungen ihrer Tätigkeit auf eine Minimum zu reduzieren. Kurzum: Sie stellen sich jederzeit und überall ihrer Verantwortung als Erzeuger von hochwertigem köstlichem Fleisch. Aber all diese Bemühungen werden durch betrügerische Machenschaften auf einen Schlag zunichte gemacht.

Immer wieder werden unsere Viehhalter in Skandale hineingezogen, mit denen sie nicht das Geringste zu tun haben. Sie sind es leid, dass sie zum x-ten Mal die Zeche zahlen müssen für Missstände und betrügerische Machenschaften in den nachfolgenden Gliedern der Fleischkette. Das muss ein Ende haben! In einem ersten Schritt hat der Bauernbund beschlossen, als Zivilpartei in der Veviba-Angelegenheit aufzutreten. Aber damit ist es nicht getan; es muss sich etwas Grundlegendes ändern!

Der Bauernbund hat den föderalen Landwirtschaftsminister Ducarme aufgefordert, entschieden zu handeln und dem Skandal zusammen mit der FASNK und der Justiz bis ins letzte Detail auf den Grund zu gehen. Es bedarf entschiedener, überzeugender Maßnahmen, damit der Verbraucher sein Vertrauen in belgisches Rindfleisch nicht verliert. Darüber hinaus muss den Schlachtbetrieben und den fleischverarbeitenden Unternehmen ein für alle Mal unmissverständlich vor Augen geführt werden, dass mafiösen Praktiken ein Ende bereitet wird.

Die neue Ära, die der föderale Landwirtschaftsminister Ducarme ankündigt, muss einen grundlegenden Wandel darstellen. Für den Bauernbund darf an folgenden Prinzipien kein Weg vorbeigehen:

1. Bessere Kontrollmechanismen in der Lebensmittelkette und strikte Anwendung der gesetzlichen Auflagen und Bestimmungen

Derzeit sind die Zuständigkeiten für die Lebensmittelkontrolle auf mehrere Instanzen verteilt: FASNK, FÖD Volksgesundheit und FÖD Wirtschaft auf föderaler und Landwirtschaftsministerien auf regionaler Ebene. Wir bezweifeln nicht, dass diese Instanzen allesamt korrekte Arbeit leisten. Aber: Es fehlt eine überkuppelnde Endkontrolle des gesamten Prozesses, was es Betrügern erleichtert, durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen. Diese Schlupflöcher müssen geschlossen werden!

2. Absolute, lückenlose Transparenz in der gesamten Fleischkette

Mit dem Branchenabkommen, das wir vor geraumer Zeit mit dem Schlachthofsektor abgeschlossen haben, wurde nach jahrelangem Hin und Her ein erster Schritt in Richtung Transparenz getan. In einigen schwierigen Punkten war die Schlacht- und Zerlegeindustrie bisher allerdings nicht bereit, mit sich reden zu lassen. Das muss sich nun ändern; es muss sofort und überall für lückenlose Transparenz gesorgt werden! Die getroffenen Vereinbarungen müssen ohne Verzug und ohne Wenn und Aber umgesetzt werden. Die interprofessionellen Gremien müssen modernisiert werden und die bisherigen Tabuthemen müssen auf den Tisch! Darüber hinaus muss die Regierung garantieren, dass das, was nicht interprofessionell geregelt werden kann, strikt gehandhabt wird.

3. Groß- und Einzelhandel

Die Supermarktketten verramschen Rindfleisch regelrecht. Dieses Wettrennen um den niedrigsten Preis kann für jedes Glied der Kette nur im Abgrund enden. Das Verramschen von Lebensmitteln und der Druck der Supermärkte auf die vorgelagerten Kettenglieder muss ein Ende haben. Denn die Geschäftspolitik der besten Qualität zum Schnäppchenpreis ist nicht nachhaltig, nicht haltbar. Diese Politik kennt letztendlich nur Verlierer: die Rindviehhalter, die verarbeitende Industrie, den Handel selbst und letztlich die Verbraucher. Wir fordern deshalb den Einzelhandel eindringlich auf, sich seiner Verantwortung gegenüber Erzeugern und Verbrauchern zu stellen.

4. Der Verbraucher

Viele Verbraucher wissen Lebensmittel heute nicht mehr zu schätzen; sie kennen vielleicht ihren Preis, aber nicht ihren Wert. Sie wissen nicht mehr, wo ihr Essen herkommt und wie es produziert wird. Sie sind sich der großen Anstrengungen der Landwirte nicht bewusst, die einen fairen Preis verdienen. Wir fordern den Einzelhandel auf, mit uns gemeinsam den Verbrauchern zu Bewusstsein zu führen, dass Fleisch und jedes Lebensmittel Wertschätzung verdient und dass Qualität ihren Preis hat.

Kurzum: Wir fordern alle Akteure der Fleischkette und alle betroffenen Zuständigkeitsebenen auf, gemeinsam aktiv zu werden, um die Fleischkette so aufzustellen, dass sie vor betrügerischen, imageschädigenden Machenschaften gefeit ist und den Erzeugern nachhaltig ein faires Einkommen bietet.